Vortragende 2023

Univ. Prof. Dr. Thomas Bugnyar

Kognitionsbiologe, Universität Wien

Porträt Mann mit Brille, Rabe auf Schulter, der an Brille knabbert

Foto: Alex Munteanu

Thomas Bugnyar studierte Zoologie mit Schwerpunkt Verhaltensbiologie an der Universität Wien. Nach Auslandsaufenthalten in den USA und Großbritannien kehrte er im Rahmen eines START Programms nach Österreich zurück und ist nun Professor für kognitive Ethologie an der Universität Wien.
Sein wissenschaftliches Interesse gilt dem Sozialverhalten und der Evolution von Intelligenz. Bekannt wurde er vor allem durch seine Arbeiten über Kolkraben (Stichwort  ‘Rabenpolitik’), die er mittels psychologischer Methoden in Verhaltensexperimenten testet und auch unter Freilandbedingungen studiert.

Was wissen Raben?

Der biologische Ansatz zur Intelligenzforschung geht davon aus, dass kognitive Fähigkeiten eine Anpassung an bestimmte sozio-ökologische Lebensumstände darstellen. ‘Intelligenz’ ist somit nicht rein auf den Menschen beschränkt, sondern findet sich in unterschiedlichen Ausprägungen und Abstufungen im Tierreich. In diesem Vortrag werden die neuesten Untersuchungen zur sozialen Intelligenz von Raben vorgestellt und Vergleiche zu Primaten gezogen.


Univ. Prof. i.R. Dr. Kurt Kotrschal

Verhaltensforscher, Universität Wien

Porträt Mann, graue Haare

Foto: Brandstätter

Kurt Kotrschal, Mag.rer.nat., Prof. Dr., geboren 1953 in Linz. Studium der Biologie in Salzburg, Forschungsaufenthalte in den USA. 1990-2018 Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstelle für Ethologie in Grünau/Oberösterreich, 1990-2018 Professor für Verhaltensbiologie Universität Wien, Mitbegründer Wolfsforschungszentrum und Sprecher der AG Wildtiere. Mehr als 300 wissenschaftliche Beiträge, Wissenschaftsbuch des Jahres 2013, Wissenschaftler des Jahres 2010.

Um Neues zu schaffen, braucht es die Balance zwischen Zusammenarbeit und Konkurrenz

Was macht mehr Freude? Andere im Schach oder Mühle zu besiegen – oder gemeinsam eine Aufgabe lösen?  Beides kann wichtig sein und Spaß machen, wenn die Balance stimmt. Gute Freunde gewinnt man aber meist durch gemeinsames Tun, kaum aber, indem man ständig zeigt, dass man der Bessere, Klügere, Stärkere ist. Sicherlich spornt der Wettkampf in Konkurrenz mit anderen an, sich selber anzustrengen. Beim Kooperieren aber bündelt man die Fähigkeiten und kann so mehr erreichen als alleine, man kann voneinander lernen, einander helfen. Aber man darf schon auch zeigen, was man kann. Wie sollen die anderen wissen, worin man besonders gut ist, wenn man das immer schüchtern verbirgt?
Ohne Zusammenarbeit wären vor etwa einer Milliarde Jahre (!) keine Einzeller mit Zellkern entstanden, ohne die wiederum keine vielzelligen Lebewesen und auch keine Menschen. Und erst die Kooperation erlaubte Wölfen, Menschen und anderen Tieren zu überleben und neue Lebensräume zu besiedeln. Kooperativ werden wir ein paar Beispiele erarbeiten und damit vielleicht neue Einsichten schaffen.


Prof.in Dr.in Marta Manser

Verhaltensbiologin, Universität Zürich

Porträt Frau

Marta Manser ist seit 2002 Professorin für Verhaltensbiologie der Tiere an der Universität Zürich. Sie untersucht die Kommunikation und kognitiven Fähigkeiten in sozialen Säugetieren. Ihr Fokus sind mehrere Arten von kleinen Mangusten, insbesondere die Erdmännchen, die sowohl in der Wissenschaft als auch in Zoos über die letzten Jahrzehnte zu einem Hauptfokus wurden. Neben Lehre und Forschung an der Universität Zürich leitet sie seit 2017 die weltbekannte Forschungsstation 'Kalahari Research Centre' in Südafrika, wo bis zu 50 Wissenschaftler*innen tätig sein können. Neben den Veröffentlichungen in Fachpublikationen wird die Forschung von ihr und ihren Kollaboratoren auch immer wieder in den Medien beschrieben.

Kommunikationsforschung bei Erdmännchen

Die Erforschung der Rufe in Erdmännchen zeigt wie komplex die Kommunikation bei Tieren sein kann. Akustisch unterschiedliche Ruftypen enthalten Information in welcher Situation sich das Tier befindet, wer ruft, seinen Erregungszustand und je nachdem Hinweise auf Objekte in der Umgebung. Dies erlaubt den anderen Gruppenmitgliedern ihr Verhalten entsprechend anzupassen oder sich in Gruppenentscheidungen einzubringen. Mit kleinen Mikrofonen, gekoppelt mit Miniatur-GPS und Aktivitätsmessern am Hals, können Ruf-, und Bewegungsmuster gleichzeitig von einer ganzen Gruppe aufgenommen werden. Dies erlaubt Rückschlüsse über die soziale Dynamik in den Familiengruppen, welche in vieler Hinsicht ähnlichen Herausforderungen ausgesetzt sind, wie wir in unseren Menschengesellschaften.


Assoz.Univ-Prof.in Dr.in Susanne Saminger-Platz

Mathematikerin

Susanne Saminger-Platz ist seit 2009 assoziierte Professorin für Mathematik an der Johannes Kepler Universität. Nach ihrem Studium an der TU Wien promovierte sie 2004 sub auspiciis presidentis an der Johannes Kepler Universität. Viele ihrer Forschungsarbeiten haben und hatten einen interdisziplinären Bezug aus den Bereichen Mathematik, (mehrwertiger) Logik, Entscheidungstheorie, statischer Lerntheorie bzw maschinellem Lernen. Ihr aktueller Forschungsschwerpunkt liegt auf der mathematischen Modellierung von Abhängigkeiten in komplexen Systemen. Sie ist seit vielen Jahren in der mathematischen Grundausbildung von Studienanfänger:inn:en unterschiedlicher technischer, naturwissenschaftlicher und wirtschaftlicher Studienrichtungen involviert. Sie hat Lehrgänge für Nachwuchswissenschafterinnen geleitet und ist Präsidiumsmitglied der Internationalen Akademie Traunkirchen.

Mathematische Modelle zur Kooperation

Wie können unsere Erfahrungen im Zusammenarbeiten und Zusammenleben in mathematischen Modellen abgebildet werden? Wie können wir als Gruppe zu Entscheidungen kommen? Und - was hat das mit Social Media zu tun? In einem kleinen Streifzug durch die Mathematik werden wir ein paar ausgewählte mathematische Modelle zeigen, ihre Anwendungen vorstellen und ihre Anwendbarkeit diskutieren.


Univ. Lektor DI Bernhard Schön

Porträt Mann mit grauem Vollbart

Bernhard Schön studierte Forstwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er sieben Jahre an diversen Forschungsprojekten im Rahmen der Initiative gegen des Waldsterben. Danach stand der Naturschutz im Fokus seiner Tätigkeiten. Zunächst mehr als 15 Jahre beim Nationalpark Kalkalpen, danach bei der Oö. Akademie für Umwelt und Natur, und zuletzt bei der Abteilung Naturschutz des Landes Oberösterreich. Seit März 2008 hält er auch Vorlesungen zu Naturschutzthemen an der Uni Wien.

Schutzgebiete und die Auseinandersetzung mit Konflikten zwischen Mensch und Natur sind seine beruflichen Schwerpunktthemen. In Oberösterreich war Bernhard Schön in der Abteilung Naturschutz für das Bibermanagement zuständig, betreute Projekte zum Luchs, und beschäftigte sich auch mit Konflikten um den Wolf. Sein Umgang mit Mensch – Natur Konflikten: zuhören, miteinander reden, Möglichkeiten der Zusammenarbeit in den Vordergrund rücken.

Biber, Luchs und Wolf – vom Umgang mit Konflikttieren

Viele Arten, die wegen ihrer besonderen Schutzwürdigkeit auf immer längeren Roten Listen stehen, oder als Schutzgüter in der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie der Europäischen Union gelistet sind, sind deswegen gefährdet, weil ihr Lebensraum massiv zurück gegangen ist. Andere wiederum hätten genug für sie passenden Lebensraum, aber ihre Anwesenheit wird nicht geduldet. Der Biber, weil er wie kaum ein anderes Tier als aktiver Gestalter seines Lebensraumes die Gemüter erhitzt. Der Wolf, weil seine Anwesenheit mehr als 100 Jahre nach seiner Ausrottung die seither geübte Praxis der Almwirtschaft verunmöglicht, und auch in der Jagd ein Umdenken erfordert. Landwirte und Jäger lehnen die Anwesenheit des Wolfs daher massiv ab, und machen „die Naturschützer“ für Schäden verantwortlich. Dazu kommt noch die ohnehin weit verbreitete Angst des Menschen vor dem Raubtier Wolf, die in diversen Diskussionen auch bewusst geschürt wird.
Beim Luchs ist es beinahe ausschließlich die Jagd, die mit unerwünschten negativen Auswirkungen auf die jagdliche Nutzung argumentiert, und daher seit Jahrzehnten alle notwendigen Aktivitäten für den Aufbau einer überlebensfähigen Luchspopulation in Österreich verhindert. Alle drei Arten sind wesentliche Bestandteile unserer Natur, mit jeweils wichtigen Funktionen für die  Ökosysteme. Biber und Wolf brauchen im Gegensatz zum Luchs keine Aktivitäten des Naturschutzes in Form von Bestandsstützungen oder Lebensraumverbesserungen. Alle drei Arten benötigen jedoch ein Konfliktmanagement. Dazu werden in der Regel sogenannte Managementpläne in einem breit angelegten Dialogprozess entwickelt, um gemeinsam klare Ziele und Maßnahmen festzulegen, die einerseits dem Schutz der Art dienen, und andererseits Möglichkeiten der Minimierung von Konflikten aufzeigen. Was es vor allem braucht: eine fachlich fundierte Informationsmöglichkeit, eine Politik, die die notwendigen Rahmenbedingungen für ein Miteinander bereitstellt, und Menschen mit Pioniergeist die bereit sind, sich auf etwas Neues einzulassen. Das notwendige Fundament: gegenseitiges Vertrauen.


Prof.in Dr.in Natalie Sebanz - LEIDER ABGESAGT!!

Neurobiologin, Central European University

Porträt Frau, lehnt an Wand, verschränkte Arme

Foto: Weinwurm Fotografie

Natalie Sebanz ist Professorin der Kognitionswissenschaften an der Central European University in Wien. Die gebürtige Innsbruckerin war am Max Planck Institut für Psychologische Forschung in München tätig, sowie an Universitäten in den USA, England und den Niederlanden. Ihre Forschung beschäftigt sich mit der menschlichen Fähigkeit zur sozialen Interaktion. Durch Verhaltensexperimente und mit Hilfe von neurowissenschaftlichen Methoden untersucht Natalie Sebanz insbesondere die kognitiven Prozesse, die es Menschen ermöglichen, sich miteinander zu koordinieren. Ihr Interesse gilt dabei vor allem nonverbalen Prozessen, die zum Beispiel beim gemeinsamen Musizieren eine große Rolle spielen. Ebenso beschäftigt sich die mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftlerin mit der Frage, wie Kooperation und prosoziales Verhalten gefördert werden können.

Die Erforschung der Gemeinsamkeit

Manchmal können wir uns mühelos mit anderen koordinieren, teilen Ziele und Gedanken und Handeln zusammen als Teil eines Ganzen. Manchmal reden und handeln wir aneinander vorbei, und wollen oder können uns nicht koordinieren oder miteinander kooperieren. Was haben Psychologie und Gehirnforschung über das gemeinsame Denken und Handeln herausgefunden? Wie vernetzt sind unsere Gehirne, wie entstehen erfolgreiche Zusammenarbeit und Teamgeist? Wann stehen eigene Interessen im Vordergrund, wann denken und fühlen wir als Gruppe? Dieser kurze Vortrag gibt einen Einblick in die biologischen, kognitiven und sozialen Grundlagen unserer Fähigkeiten zum gemeinsamen Handeln.


Priv.-Doz.in Dr.in Angela Stöger-Horwath

Kognitionsbiologin, Bioakkustikerin, Universität Wien

Porträt einer Frau, lange rötliche Haare

Angela Stöger ist Kognitionsbiologin und Bioakustikerin an der Universität Wien und an der Akademie der Wissenschaften. Sie erforscht wie und warum Tiere kommunizieren. Die Forschung bringt sie in viele Länder, unter anderem nach Süd Afrika, Zimbabwe, Botswana oder Nepal, wo sie insbesondere das Verhalten und die Kommunikation von Elefanten erforscht. Sie ist Autorin von zahlreichen Fachpublikationen, hält international Vorträge und schrieb das Wissenschaftsbuch des Jahres 2022. Für ihre Forschung wurde Angela Stöger mit zahlreichen Preisen geehrt, unter Anderem mit dem Bank-Austria-Award für innovative Forschung, dem Elisabeth-Lutz-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie dem Forschungspreis der Stadt Wien.

Können Tiere sprechen?

Das Reich der Tiere ist immer noch voller Geheimnisse. Das Tiere denken können und Gefühl haben, gilt mittlerweile als bewiesen. Aber eines hat die Wissenschaft noch vor sich: Zu verstehen was Tiere einander sagen, oder auch, was sie uns sagen.
Tiere zwitschern, bellen, schnattern, schnurren oder piepen nicht zufällig. Sie verständigen sich auch nicht einfach nur durch ein rein instinktives Ruf-Antwort Muster. Sie kommunizieren und interagieren bewusst miteinander. Aber was genau sagen Tiere? Geben sie sich untereinander Namen oder streiten sie manchmal miteinander? Worin genau unterscheiden sich Tier- und Menschensprachen? Machen wir einen Ausflug in die Bioakustik und versuchen wir die Sprache der Tiere besser zu verstehen, unter anderem auch mit vielen verschiedenen Lautbeispielen von Elefant, Gepard und Co.