Vortragende

Prof. Dr. Franz Bairlein

Director i.R. Institut für Vogelforschung "Vogelwarte Helgoland" in Wilhelmshaven

Foto: Horst Kiel

Franz Bairlein, Studium der Biologie, Physik und Chemie an der Universität Konstanz, dort 1980 auch Promotion. Danach am heutigen Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Radolfzell, an der Universität Köln und an der University of Southern Mississippi, USA, tätig. Von 1990-2019 Direktor des Instituts für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ in Wilhelmshaven, seit 1992 Professor an der Universität Oldenburg, seit 2017 Professor an der Rajiv Gandhi University in Itanagar, Indien, seit 2020 Fellow der Max-Planck-Gesellschaft am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Vogelzugforschung. Forschungsreisen führten ihn u.a. in viele Teile Afrikas, nach Alaska und in die Arktis. Zahlreiche Ehrenämter, u.a. Präsident der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft, Präsident der International Ornithologist’s Union und seit 1998 Herausgeber des Journal of Ornithology. Diverse Auszeichnungen, u.a. Heisenberg-Fellow der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Ornithologen-Preis der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft, Konrad Lorenz Medaille und Marsh-Award des British Trust for Ornithology.

Zugvögel im Klimawandel

Der Klimawandel zeigt vielfältige „Fußabdrücke“ in der Vogelwelt. Zugvögel kehren im Frühjahr früher aus ihren Winterquartieren zurück und/oder ändern ihre Abzugszeiten im Herbst. Bei Vogelarten, die innerhalb Europas überwintern, nimmt die Zugbereitschaft ab und immer mehr werden zu Standvögeln. Viele Vogelarten verschieben ihre Winterareale nordwärts. Zugleich brüten viele Arten heute früher, dennoch relativ zu spät zum Nahrungsangebot, was zu einer Entkopplung des Brutgeschäftes vom Nahrungsangebot führt mit Auswirkungen auf Bruterfolg und Bestände. Regionale Unterschiede im Klimawandel beeinträchtigen den Zugablauf, da Zugvögel auf eine Kette „verlässlicher“ Rastgebiete angewiesen sind. Zudem verändert der Klimawandel Nahrungsangebot und Nahrungsqualität, was ebenfalls Auswirkungen auf erfolgreichen Zug und nachfolgendes Brüten hat. Wie „robust“ ist Vogelzug - gelingt eine Anpassung?


Dr. Benjamin Misteli

WasserCluster Lunz

Benjamin Misteli ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am WasserCluster Lunz und erforscht verschiedene Arten von Süßgewässern wie Flüsse, Seen und Feuchtgebiete. Besonders interessiert ihn, wie Umweltveränderungen diese Ökosysteme und ihre Bewohner beeinflussen und wie Renaturierungsmaßnahmen dazu beitragen können, beeinträchtigte Systeme wieder naturnaher zu gestalten. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit liegt darauf, wie internationale Kooperationen und interdisziplinäre Ansätze nachhaltige Lösungen für den Schutz und die Wiederherstellung von Lebensräumen ermöglichen.

Renaturierung von Feuchtgebieten als Chance für Klima und Biodiversität

Feuchtgebiete spielen eine wichtige Rolle für den Klimaschutz und die Erhaltung der biologischen Vielfalt. Im europaweiten Projekt RESTORE4Cs untersuchen wir, wie Renaturierungsmaßnahmen in küstennahen Feuchtgebieten nicht nur zur Reduktion von Treibhausgasemissionen beitragen, sondern auch Lebensräume für zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten schaffen. Wir analysieren europaweit sechs verschiedene Pilotstandorte, erfassen Treibhausgase sowie weitere chemische, physikalische und biologische Daten und arbeiten eng mit lokalen Partnern zusammen, um die jeweiligen Gegebenheiten besser zu verstehen.
Dabei interessiert uns besonders, wie sich Klima- und Biodiversitätsziele durch Renaturierung verbinden lassen und welchen Beitrag interdisziplinäre Zusammenarbeit dazu leisten kann.


Prof. Dr. Christa Schleper

Archaea Biology and Ecogenomics Unit am Department für Funktionelle und Evolutionäre Ökologie, Universität Wien

Christa Schleper studierte Biologie in Aachen und Konstanz. Dem Diplomstudium, das sie 1989 abschloss, folgte 1993 die Promotion am Max-Planck-Institut für Biochemie in München. Als Post-doc forschte sie anschließend in Kalifornien am Californian Institute of Technology in Pasadena (CALTECH) und an der University of Santa Barbara. Danach war sie als Assistenzprofessorin an der Universität Darmstadt tätig. In dieser Zeit, 2001 und 2003, wurden auch ihre beiden Töchter geboren. 2003 habilitierte sich Schleper an der technischen Universität Darmstadt. Es folgten Professuren an der Universität Bergen in Norwegen. 2007 wurde sie im Rahmen einer Doppelberufung gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Evolutionsbiologen Ulrich Technau, an die Universität Wien berufen und leitet seither die Archaea Biology and Ecogenomics Unit am Department für Funktionelle und Evolutionäre Ökologie. 2020 hat sie zudem die Leitung des Departments übernommen.
Schleper beschäftigt sich in ihrer Forschung mit Ökologie, Molekularbiologie und der Evolution von Archaeen, Virus-Wirt-Interaktionen sowie der Erforschung nicht kultivierbarer Mikroorganismen mithilfe der Metagenomik. Seit Beginn ihrer Universitätskarriere widmet sie sich Archaeen. Das sind Mikroorganismen, winzige Einzeller, die zu den ersten Lebewesen der Erde zählen und auch an extremen Standorten wie Hydrothermalquellen am Meeresgrund leben können. Die Forscherin hat im Laufe ihrer Karriere zahlreiche Mikroorganismen entdeckt und sich auf die Erforschung des Einflusses der Archaeen auf den Stickstoffkreislauf spezialisiert.
Schleper ist Mitglied der American Academy of Microbiology und weiteren wissenschaftlichen Vereinigungen und zählt zu den meistzitierten Wissenschaftler*innen Österreichs.

Leben im Vulkan? Was uns Mikroorganismen über die Entstehung des Lebens und das Überleben in extremen Standorten lehren können

Archaea sind Mikroorganismen, die bereits kurz nach Entstehung der Erde, vor knapp 4 Milliarden Jahren neben den Bakterien entstanden sind. Sie leben bevorzugt in extremen Standorten, wie z.B. in heißen vulkanischen Quellen, Säuren oder Salzseen. Diese Organismen lehren uns, welches die physikalischen Grenzen des Lebens sind und wie man sich an diese anpassen kann. Sie sind aber auch lebende Zeugen für die Entstehung der ersten Lebewesen auf der Erde. Eine neu entdeckte Spezies war sogar maßgeblich an dem
noch wenig verstandenen evolutionären Sprung zu den komplexeren Lebensformen (den Pilzen,
Pflanzen und Tieren, incl. uns Menschen) beteiligt.


Univ.-Prof. Dipl.-Biol. Dr. Stefanie Wienkoop

Gruppenleiterin Pflanzen-Mikroben Interaktion, Department für Funktionelle und Evolutionäre Ökologie, Universität Wien

Stefanie Wienkoop studierte Biologie an der Technischen Universität Darmstadt und promovierte zum Thema "Aktivitätsregulierung sowie kinetische Charakterisierung und molekulare Grundlagen der Expression der plasmamembrangebundenen Nitratreduktase bei Tabak". Es folgte eine Postdoc Stelle am Department für Botanik der Universität von British Columbia (UBC), Vancouver, Kanada, danach am Department für Pflanzenforschung der "Risoe National Laboratories" (heute DTU), Roskilde, Dänemark und im Anschluss am Max-Planck Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie, Golm/Portsdam, Deutschland. Von 2009-2014 war Stefanie Wienkoop Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Gruppenleiterin "Molekulare Pflanzen-System Interaktionen" am Department für Molekulare Systembiologie der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien. Seit Februar 2022 hat Stefanie Wienkoop eine Professur am Department für Ökogenomik und Systembiologie der Universität Wie. Forschungsschwerpunkte sind Pflanzen-Mikroben Interaktione, der Einfluss von Endophyten auf die molekulare Immunantwort der Pflanze unter Umweltstress wie Trockenheit und Pathogenbefall, sowie Molekularer Stoffwechselaustausch und Plastizität in der Leguminosen-Rhizobien Symbiose. 


Moderation

Univ.Lektor DI Mag.rer.nat. Bernhard Weingartner

Physiker, Wissenschaftskommunikation an der TU Wien, Mitglied im Expert*innen-Team des ORF TV-Formats „Fakt oder Fake“

Foto: Zsolt Marton

Bernhard Weingartner ist theoretischer Physiker mit der Mission, komplexe Themen einfach zu vermitteln. Er lehrt Wissenschaftskommunikation an der TU Wien, schreibt populäre Sachbücher, moderiert große Live-Veranstaltungen, coacht Lehrende und Forschende an Universitäten und in Unternehmen, bereitet Gründer:innen auf Investor Pitches vor, organisiert "Science Slams" in ganz Österreich und ist fixes Mitglied im Expert:innen-Team des ORF TV-Formats „Fakt oder Fake“.
https://bweingartner.at/