Die Akademie der Spiele wird von Heiner Goebbels mit dem öffentlichen Vortrag "Spiel mit den Wahrnehmungen" eröffnet

"Sein melodisches und rhythmisches Gespür bilden ein starkes Fundament, auf dem gleichermaßen Emotionalität, Haltung und Menschlichkeit zum Ausdruck kommen. Er hat dabei die Wahrnehmung des Publikums beständig herausgefordert."*

Das Spiel mit den Wahrnehmungen zeichnet das Werk des international renommierten und vielfach ausgezeichneten Komponisten und Theatermachers Heiner Goebbels aus. Der Künstler lässt Räume für die Imagination entstehen mit herausfordernder Ästhetik, die den Zuschauenden den Atem verschlagen oder auch rau und düster sein können wie eine Landschaft mit Braunkohletagebau. Weltweit findet er sein Publikum, das diese Herausforderung gerne annimmt und für Goebbels selbst idealerweise „Neugier und große Offenheit“ mitbringen sollte. Denn es wird etwas mit allen Sinnen erleben, etwas Unerhörtes, etwas Neues und damit Fremdes. Die Suche des künstlerischen Grenzgängers nach Unbekanntem und Unbeachtetem wird begleitet von gesellschaftlichem Engagement und politischer Bewusstheit.

(*Jury des 12. Musikautorenpreises der GEMA, mit dem Heiner Goebbels 2021 ausgezeichnet wurde)

Weiters bietet die Akademie der Spiele zwei einwöchige Workshops an, die von diesen renommierten Persönlichkeiten geleitet werden

  • Parastou Forouhar, in Teheran/Iran, geborene und heute in Deutschland lebende Künstlerin und Aktivistin
  • Manuel Gorkiewicz, Künstler, der an der Akademie der bildenden Künste in Wien sein Studium der Malerei und Grafik abgeschlossen hat und an der dortigen Universität Sozialanthropologie und Philosophie studierte

Inspirationsquelle

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), der universale Geist seiner Zeit, entwickelte die Idee des Gedankenspiels. Er argumentierte, dass das Staunen und Wundern über Dinge und Prozesse essenziell für das Lernen sei und dass das Zusammenspiel mehrerer Disziplinen deren Kapazitäten erweitern kann.

Seine Vision eines umfassenden Weltschauraums übertitelte der Gelehrte als Gedankenscherz (Drôle de pensée), obwohl es ihm damit genauso ernst war, wie mit seinen Bestrebungen zur Gründung einer Wissenschaftsakademie.

1675, der Gelehrte lebt in Paris und wohnt einer erstaunlichen Vorführung auf der Seine bei, wo eine Apparatur vorgeführt wird, die es ermöglicht, auf dem Wasser zu laufen. Aufgewühlt von diesem Spektakel läuft er nach Hause und schreibt einen enthusiastischen wie chaotischen Text, in dem er seine Vorstellungen einer Akademie der Spiele entwirft. Er ist überzeugt davon, dass dem Staunen und Wundern eine produktive Kraft innewohnt und so wünscht er sich eine populäre Ausstellung mit Kuriositäten, faszinierenden Automaten und Maschinen, mit Tierdressuren, Theateraufführungen und Feuerwerken, mit Spielen, mit Kunst- und Raritätenkabinetten, mit Glücksspielen und Lotterien. Hier nimmt die Universalwissenschaft, die Leibniz vorschwebt, eine populäre Gestalt an, hier wird deutlich, dass er einen Diskursraum für »alle Wissbegierigen« anstrebt – und diesen dienstbar machen will für die Zukunft der Wissenschaften und damit der Welt. Im Kern dieser Überlegungen gelten das Wahrnehmen und Erkennen und – eben auch das Beobachten – als Prinzipien und Voraussetzungen für kreatives Schaffen.